Ich habs ja gleich gesagt…
Mit Hilfe von Twitter und Hash Werten können die Klugscheißer unter uns das nicht nur behaupten, sondern zukünftig sogar beweisen, dass sie behauptet haben.
Diesen Satz haben wir alle mit sehr großer Wahrscheinlichkeit schon einmal von uns gegeben.
Mit Hilfe von Twitter und einem Hash Wert können wir das in Zukunft nicht nur behaupten, sondern sogar mit einem Zeitstempel beweisen. Und der Beweis selber ist für alle Welt einsehbar, aber der eigentliche Inhalt erstmal nicht als solcher erkennbar.
Hash
Neben einer Aussage benötigen wir noch einen Hash Wert dieser Aussage. Eine Google-Suche bringt unzählige dieser Generatoren hervor. Ich nehme hier als Beispiel den von passwordsgenerator.net. Bei vertraulicheren Informationen würde ich aber eher auf ein Tool setzen, das ich lokal installieren kann und bei dem ich es im Griff habe, wo meine Daten bleiben. Die ganz misstrauischen installieren diese Software in einer VM ohne Netzanbindung.
So wird aus “Ich habs ja gleich gesagt…” der SHA-256 Hash 7AC540A5CC8D55F08348B3E6190F9B39722E9F635483235A036D164DBF20C84C
. Aus diesem sollte sich, nach heutigem Stand, erstmal meine Aussage nicht mehr rekonstruieren lassen und auch eine Hash-Collision, also das erzeugen einer anderen Information mit demselben Hash-Wert, ist im Moment sehr unwahrscheinlich.
Wer jetzt ein “Pah! Durch ausprobieren kriege ich das ja raus!” hat natürlich vollkommen recht. Allerdings sei angemerkt, dass dieses ausprobieren mit einem extrem gut ausgestatteten PC länger dauern dürfte, als unser Universum Jahre auf dem Buckel hat. Und auch mit einem Supercomputer dürfte Ihr gehashtes Geheimnis, solange Sie hier auf Erden wandeln, ungelöst bleiben.
Wer neugierig ist, kann sich mit einem kleinen Tool einen Überblick über die zu erwartenden Dauer verschaffen. Aber vorsicht: das dortige Ergebnis können Sie nicht 1:1 auf SHA-256 übertragen. Vielleicht mache ich mal zu diesem Thema und den Überlegungen dahinter, einen eigenen Blog-Artikel. Aber jetzt zurück zum eigentlichen Thema.
Vielleicht kennen Sie ja von früher noch den MD5 Hash. Der macht im Prinzip genau dasselbe, hat aber mittlerweile ein Problem: hier lassen sich unter Umständen Hash-Kollisionen erzeugen. Jemand kann also einen anderslautenden Beitrag verfassen und mit einigen Änderungen am Text ist es theoretisch möglich, denselben Hash zu erzeugen, wie Ihre Aussage. Dieses Problem hat zwar SHA-256 theoretisch auch, aber nach heutigem Stand reicht die Rechenleistung nicht aus, um das Problem in sinnvoller Zeit zu lösen und eine Kollision zu erzeugen.
Jetzt habe ich also meine Behauptung und ich habe den Hash-Wert meiner Behauptung. Was aber hat denn Twitter jetzt mit der Sache zu tun?
Der Sache fehlt ja jetzt ein Zeitstempel, wann ich dieser Aussage getätigt habe. Den könnte ich zwar in die Aussage und damit in den Hash einbauen, aber das sagt ja immer noch nichts aus, wann die Aussage tatsächlich getätigt worden ist.
Und hier hilft Twitter: ein Tweet kann nachträglich nicht mehr verändert werden und wird von Twitter mit einem Zeitstempel versehen. Wenn ich jetzt einen Tweet mit dem Hash-Wert meiner Behauptung absetze, habe ich die Information mit einem Zeitstempel versehen, den ich selber nicht mehr ändern kann.
Alle Welt kann diesen Hash jetzt mit Zeitstempel sehen, ohne dass die Information, die dahinter steckt, selber bekannt wird.
Anwendung
Damit habe ich jetzt alle Vorbereitungen getroffen. Und wenn dann irgendwann in den nächsten Monaten die Situation eintritt, in der ich schon immer diesen tollen Satz in einer Gesprächsrunde von mir geben möchte, kann ich jetzt sogar beweisen, dass ich es am 03.11.2019 um 16:42 schon immer gesagt habe.
Ich muss nur einen Hash-Generator mit meiner Aussage füttern und den so entstehenden Hash-Wert mit dem getwitterten Wert vergleichen.